philipp-ostrop-klein„Es gab nie spannendere Zeiten im Journalismus als jetzt“, behauptet Philipp Ostrop (35), seit Sommer 2014 Leiter digitale Inhalte und Mitglied der Chefredaktion der Ruhr Nachrichten. Zuvor führte er bei der Tageszeitung für das Ruhrgebiet drei Jahre die Stadtredaktion Dortmund, ab 2007 hatte er einen regionalen Newsdesk aufgebaut und geleitet. Eingestiegen war Ostrop bei den Ruhr Nachrichten im Frühjahr 2003 als Redakteur in der Mantelredaktion. Erste journalistische Gehversuche unternahm er bereits während seiner Abiturzeit bei einer Lokalzeitung. Weil ihm Arbeit und Atmosphäre gut gefielen, entschied er sich nach dem Abi gegen ein Studium. Stattdessen machte er ein Praktikum bei einer TV-Produktionsfirma in Köln, für die er dann auch auf freier Basis arbeitete, bis er sein Volontariat bei den Ruhr Nachrichten antreten konnte – mit viel Glück, wie er sagt.

Im Interview betont Philipp Ostrop, dass Qualitätsjournalismus vor allem einzigartig sein müsse, um künftig zu bestehen. Er könne sich vorstellen, dass softwaregestützter „Roboterjournalismus“ zum Einsatz kommen werde, um – speziell für sehr kleine Zielgruppen – die Relevanz zu erhöhen sowie Inhalte stärker zu personalisieren. Überhaupt gelte es, schnell zu sein, viel auszuprobieren, aber auch erfolglose Ansätze wieder zügig zu beenden.

Philipp Ostrop
Leiter digitale Inhalte und Mitglied der Chefredaktion Ruhr Nachrichten

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1. Wie zeichnet sich Qualitätsjournalismus in Zukunft aus und was schadet ihm?

Für den Qualitätsjournalismus der Zukunft gilt das, was auch für den Qualitätsjournalismus der Vergangenheit und der Gegenwart gilt/galt: Er muss hochgradig relevant sein und die Leser weiterbringen. Er darf nicht langweilen und die Lebenszeit der Leser nicht verschwenden. Er muss unique sein, also einzigartig. Mee-too-Inhalte funktionieren vielleicht im Pharma-Bereich, aber nicht im Journalismus.

2. Was sind die großen Trends im Journalismus und was wird sich davon künftig durchsetzen?

Alles wird mobil, aber das ist ja sowieso klar. Um die Relevanz zu erhöhen und Inhalte stärker zu personalisieren, wird man sicherlich auf technische Helferlein zurückgreifen – Stichwort Roboterjournalismus. Die Software wird Inhalte für viel kleinere Zielgruppen produzieren, die innerhalb der Zielgruppen eine viel höhere Relevanz haben. Vieles wird personalisiert und geolokalisiert sein.

3. Wie und wo recherchieren Sie nach guten und spannenden Inhalten?

Überall. Ich lese Zeitungen auf Papier und digital, im Social Web, in Newslettern, überall.

Wenn man in dem neuen Ökosystem erfolgreich sein will, muss man einzigartig sein, muss eine Marke sein.

4. Was muss man als Journalist künftig tun und können, um gelesen und wahrgenommen zu werden?

Wir erleben eine rasante Entbündelung des Medienmarkts. Wenn man in dem neuen Ökosystem erfolgreich sein will, muss man einzigartig sein, muss eine Marke sein. Das birgt beispielsweise für freie Journalisten große Chancen. Sie können ebenbürtig neben den großen Nachrichten-Unternehmen auftauchen. Denn wer sagt denn, dass Facebook die Instant Articles nicht auch irgendwann für freie Journalisten öffnet? Vielleicht können freie Autoren ihre Texte bald auch über Blendle verkaufen. So jemand wie Richard Gutjahr fällt mir da ein – der ist eine Marke.

// Über #ZukunftDesJournalismus

Mobiles Internet, immer leistungsfähigere Smartphones, neue Nachrichtendienste: Die Medienlandschaft verändert sich rasant und mit ihr der Journalismus. Viele Fragen bewegen die Branche: Ist die Tageszeitung ein Auslaufmodell, weil die jüngeren Zielgruppen aktuelle Nachrichten nur noch auf mobilen Endgeräten konsumieren? Erledigen bald Schreibroboter typische Routineaufgaben und machen damit einen Teil der Redakteure überflüssig? Mit welchen neuen journalistischen Darstellungsformen können Menschen erreicht werden, die immer weniger lesen und nur noch Bilder anschauen? Gemeinsam mit Journalisten und Medienmachern aus ganz unterschiedlichen Richtungen wagt OSK einen Blick in die Zukunft des Journalismus. Das Prinzip ist immer das gleiche: acht Fragen, acht Antworten. Stück für Stück entsteht so ein Bild, das belastbare Aussagen zu entscheidenden Trends von morgen und übermorgen ermöglicht.

5. Die technologischen Veränderungen sind rasant – wie müssen sich vor diesem Hintergrund der Journalismus verändern und dessen Anbieter anpassen?

Schnell sein. Viel ausprobieren. Was nicht wirklich erfolgreich ist, zügig wieder beenden.

6. Wie verdient der Großteil der Medien künftig Geld?

Reichweite, Einzelverkauf, Abo-Modelle, Mitglieder-Clubs, Veranstaltungen – und eine Kombination aus alledem. Es wird nicht das eine Modell geben. Stattdessen bilden sich ja derzeit viele sehr differenzierte Ansätze aus. Jedes Medium muss das Modell wählen, das am besten passt. Womöglich passt aber ein Modell auch nur für einen Teil des Angebots – und für einen anderen Teil der Inhalte muss es ein anderes Modell geben.

7. Wie sehen Ihrer Ansicht nach journalistische Inhalte und die Angebotslandschaft in fünf Jahren aus?

Ich habe überhaupt keine Ahnung.

8. Welches Medium fehlt heute noch auf dem Markt?

Unsere neue App. Aber die kommt in ein paar Wochen… ;)

Hier gelangt ihr zu den anderen Teilen der Serie #ZukunftDesJournalismus.

Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.