Das Karrierenetzwerk LinkedIn will seine Nutzer nicht nur bei der Jobsuche begleiten, sondern auch im Berufsleben.

LinkedIn will zur Wissensplattform werden – und setzt dafür verstärkt auf Bloginhalte aus dem Kreise seiner Mitglieder sowie das im Dezember vorgestellte On-Demand-Weiterbildungsangebot LinkedIn Learning. Eine neue Struktur der Nachrichtenkanäle soll es Nutzern erleichtern, Inhalte zu finden und damit zu interagieren: Über fünf Kanäle können sich Mitglieder künftig zu Themen wie Technologie, Marketing oder Job und Karriere informieren. Autoren aus der Community und ausgewählte Influencer befüllen die Kanäle mit Blogbeiträgen über schwierige Fragen im Vorstellungsgespräch, eine gelungene Work-Life-Balance oder liefern Einschätzungen zu aktuellen politischen Fragen. Dazwischen stehen von der Redaktion ausgewählte Teaser, die auf Nachrichtenartikel aus Medienhäusern wie der Zeit, dem Handelsblatt oder Wired verweisen.

Wissen als Währung

„Unsere Mitglieder im deutschsprachigen Raum verwenden LinkedIn nicht nur, um einen neuen Job zu finden. Sie nutzen die Plattform, um nach interessanten Kontakten, neuen Märkten oder Geschäftspartnern zu suchen“, erklärt Jörg Bueroße, der die deutschsprachige Redaktion seit August 2016 aufbaut und leitet. „Sie wollen sich weiterbilden und suchen dazu nach Informationen.“ Es gehe ihm nicht darum, ein Nachrichtenportal aufzubauen, sagt Bueroße. „Das können andere besser. Wir konzentrieren uns auf die Beiträge unserer Mitglieder.“

Wissen=Währung-Neuasrichtung LinkedIn-Jörg Bueroße

Deren Wissen und Expertise ist wohl die stärkste Währung der Karriereplattform – nicht zuletzt, weil rund 50 Prozent der Mitglieder in leitenden Positionen arbeiten. „Unsere Nutzer – egal ob Vorstand, Unternehmenseigner, Mitarbeiter oder Selbstständige – sind Experten in dem, was sie tun. Es geht uns darum, dass sie ihre Erfahrungen teilen und sich miteinander austauschen.“ Damit würden sie anderen helfen, aber auch sich selbst, indem sie im Social Web eine eigene Marke aufbauten.

Video-Tutorials

Die Idee, auf geschriebene Inhalte zu setzen, ist nicht ganz neu: Bereits seit September 2015 erlaubt es LinkedIn auch seinen Nutzern im deutschsprachigen Raum, längere Texte auf ihren Profilen zu veröffentlichen. Damit hat es sich in die Riege jener Plattformen eingereiht, die Menschen nicht nur vernetzen, sondern auch informieren wollen. Während Konkurrent Xing dabei aber auf die Texte ausgewählter Autoren setzt, will LinkedIn alle Nutzer dazu anregen, eigene Beiträge zu schreiben. Zudem hat es unlängst eine neue Learning-Plattform vorgestellt, die es Mitgliedern ermöglichen soll, sich mit professionellen Video-Tutorials weiterzubilden.

Ziel sei es, die LinkedIn-Mitglieder während ihres gesamten Berufslebens zu begleiten. „Wir haben viele junge Nutzer, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen“, sagt Bueroße. „Sie suchen Informationen zu Ausbildungsplätzen, Studiengängen und Universitäten. Viele wollen sich auch über mögliche Berufswege informieren, wie man ein Start-up gründet oder wie man sich im Bewerbungsprozess am besten durchschlägt.“ Diese Informationen könnten sie in einem der über 1.800 deutschsprachigen und weltweit 9.000 Videos finden, in denen ausgebildete Trainer ihr Wissen zum Thema Storytelling oder Video-SEO weitergeben. Oder eben in Beiträgen von Gleichgesinnten wie beispielsweise MyMuesli-CEO Max Wittrock, der als ausgewählter Influencer auf LinkedIn Beiträge schreibt.

Deutlich höhere Reichweite

Aufgabe der momentan noch zweiköpfigen Redaktion ist es, reguläre Mitglieder dabei zu unterstützen, ihr Wissen zu teilen. „Wir durchforsten alle Beiträge auf der Suche nach den besten. Diese veröffentlichen wir dann in einem unserer fünf neuen Themenkanäle, die Nutzer abonnieren können. So erhalten die Beiträge eine deutlich höhere Reichweite.“

Redigieren würden Bueroße und seine Kollegin Sara Weber nicht, stattdessen leisteten sie fachliche Hilfestellungen, vor allem bei Fragen zu Überschriften, Teasern und zur Bildauswahl. „Wir stolpern oft über Beiträge, die uns gut gefallen, bei denen aber der Einstieg noch knackiger sein könnte oder ein schöneres Bild vielleicht mehr Leser anziehen würde. Wir peppen Beiträge auf. Den Inhalt liefern aber immer unsere Leser. Sie sind für uns das Wertvollste, unser Gold.“

Hilfreiche Tipps

Wer es in die Redaktionsauswahl schaffen will, sollte die Kontroverse nicht scheuen. „Wir mögen klare Positionen“, sagt Bueroße, „sie erzeugen Dialog.“ Das sei der Redaktion am wichtigsten. „Die Leser schätzen Beiträge, in denen ein Autor Haltung zeigt.“ Das würde sie dazu bewegen, mit den Inhalten zu interagieren – und zwar nicht nur über ein Like, die kürzeste Form, in der sich Interesse demonstrieren lässt, sondern auch über Kommentare und Diskussionen.

„Kommentare sind auch für den Autor am wertvollsten. Er erhält Feedback darüber, was die Leute an seinem Artikel schätzen, welche Fragen sie haben und an welcher Stelle sie widersprechen.“ Und darauf kommt es beim Netzwerken schließlich an: Austausch, Dialog und Diskussion. Dieser wird wichtig bleiben – und an Bedeutung noch zunehmen, wenn man Jörg Bueroße glaubt: „Wir haben hier ein großes Redaktionsbüro mit sehr vielen Arbeitsplätzen, die wir noch besetzen wollen.“

5 konkrete Tipps von Jörg Bueroße für einen erfolgreichen LinkedIn-Beitrag:

  • Beziehen Sie Position: Meinungsstarke Beiträge regen zur Diskussion an.
  • Der erste Eindruck zählt: Wählen Sie ein ansprechendes Bild für den Text.
  • Machen Sie deutlich, worum es geht: Eine präzise Überschrift ist entscheidend.
  • Ziehen Sie den Leser in den Text: Finden Sie einen spannenden Einstieg.
  • Fassen Sie sich kurz: Beiträge sollten nicht kürzer als 400, aber auch nicht länger als 800 Wörter sein.

Über die Autorin

Katalina hat Politik- und Europawissenschaften in Maastricht, Bologna sowie München studiert und sowohl im Journalismus als auch in der Unternehmenskommunikation gearbeitet. Bei OSK leitet Katalina in Doppelspitze die Social-Media-Redaktion. Auf dem Agenturblog schreibt sie über Medien, Apps und soziale Netzwerke. Wenn die Hamburgerin nicht am Schreibtisch sitzt, läuft sie Langstrecken und spielt Basketball.

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