osk_weekly KW 17 - Online-Journalismus - Titel

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Liebe Leserinnen und Leser,

nach der Krise der Printmedien wird jetzt der Online-Journalismus auf die Probe gestellt. So ging es auf dem 13. Frankfurter Tag des Online-Journalismus am 25. April um Fake News und die Zukunft digitaler Medien. Die Branche diskutierte über die „Glaubwürdigkeitskrise“, in der man sich befinde. Worin bestehen die Herausforderungen des Journalismus im 21. Jahrhundert und welche Wege gibt es für erfolgreichen Online-Journalismus? Um mögliche Antworten dreht sich unser aktueller Newsletter.

Viel Spaß beim Lesen!

Neue Plattform soll den Journalismus „reparieren“

Wikipedia-Mitbegründer Jimmy Wales will mit einer neuen Nachrichten-Plattform den Journalismus „reparieren“. „Wikitribune“ soll Fake News und Gatekeepern den Kampf ansagen sowie die Stärken des professionellen Journalismus und einer engagierten Community vereinen, erklärt Heise-Autor Torsten Kleinz. Bezahlte Redakteure und Freiwillige sollen beim Schreiben und Überprüfen von Fakten Hand in Hand arbeiten, die Artikel nach Veröffentlichung laufend ergänzt und überarbeitet werden. Damit will Wales die „richtige Mischung“ für gute journalistische Inhalte gefunden haben. Ähnliche Projekte wurden bereits in den vergangenen Jahren realisiert: Seit 2014 erscheint beispielsweise das Online-Magazin „Krautreporter“ in Deutschland, das eine ähnliche Intention formuliert wie „Wikitribune“.

Online-Magazin kontra Frühstückszeitung

„Das schöne Ideal, den Leser jeden Tag aus Neue zu verblüffen, ist wegen der heutigen Informationsflut kaum mehr erreichbar“, meint Thorsten Gerald Schneiders. Der Deutschlandfunk-Redakteur prognostiziert deutschen Zeitungen in den Kress-News keine rosige Zukunft. Die gedruckten Nachrichten seien nicht mehr aktuell genug und die Qualität nehme ab, sagt der Autor. Wenn die Zeitung auf dem Frühstückstisch liege, habe er die wichtigen Meldungen längst wahrgenommen – über Facebook, Twitter, Radio, Fernsehen. „Das Hintergründige ist nicht mehr hintergründig: Ich habe mich bereits online in die Sache vertieft.“ Denn Online-Journalismus sei eben nicht mehr nur oberflächlich und schnell, sondern liefere stichhaltige Hintergrundanalysen. Doch „die haptische Gemütlichkeit“ einer Tageszeitung beim Frühstück aufzugeben – so weit ist Thorsten Gerald Schneiders doch noch nicht. Der einzige Grund dafür sei jedoch eine gewisse Melancholie: „Und weil man mir als jungem Mann eingebläut hat, ein Journalist müsse mindestens eine Tageszeitung abonnieren. Nur, wie lange können solche Argumente tragen?“

Deutsche Medien starten auf Snapchat Discover

Auf der Jagd nach jungen Lesern gehen Bild, Spiegel Online, Sky und das Print- und Online-Magazin VICE Deutschland neue Wege: Seit dieser Woche haben die vier eine eigene Präsenz bei Snapchat Discover, berichtet MEEDIA-Autor Marvin Schade. Die Erfolgsaussichten seien unklar und der Produktionsaufwand enorm, meint der Autor. Umso erstaunlicher, als die Messenger-App keine direkten Verlinkungen und Verknüpfungen zu den Portalen liefere, schreibt Schade. Allerdings sicherten sich die vier Medien mit ihrem Online-Angebot auf Snapchat Discover Zugang zu der Zielgruppe der unter 25-Jährigen. Die jungen User bilden die Kerngruppe der Snapchat-User.

Ein Schweizer Journalismus-Projekt sammelt zwei Millionen Euro

Das Schweizer Journalismus-Projekt „Republik“ hat eine Euphoriewelle ausgelöst. Gut zwei Tage nach Start der Finanzierungskampagne meldete das künftige Digitalmagazin aus Zürich mit über 8.000 Unterstützern, die mindestens 240 Franken pro Jahr zahlen, und über zwei Millionen Franken (fast zwei Millionen Euro) einen Weltrekord in Sachen journalistisches Crowdfunding. „Republik“ will alles anders machen. Man will sich auf die großen Themen konzentrieren, verspricht pro Tag drei Geschichten. Als Konzept heißt das: volle Konzentration auf den Journalismus. Keine Werbung. Konkrete Beispiele für Geschichten gibt es bislang nicht. Das Magazin soll erst Anfang 2018 starten. Auch aus Deutschland lohnt der Blick auf die Vorgänge in der Schweiz. Denn der Erfolg zeigt, welches Potenzial und welche Sehnsucht es bei Lesern nach dem Versprechen von gutem Journalismus gibt.

Die Übersicht behalten: Mit OSK Weekly präsentieren wir einmal wöchentlich einen kompakten Überblick zu aktuellen Entwicklungen aus der Welt der Kommunikations- und Digitalbranche – mit spannenden, bemerkenswerten und wie wir finden teilenswerten Nachrichten aus den Bereichen PR, Marketing, Social Media & Co.

Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.