Liebe Leserinnen, liebe Leser,

just in diesen Tagen wird im Arbeitsministerium ein Gesetzesentwurf diskutiert, der Beschäftigten die Arbeit im Homeoffice ermöglichen soll, andernorts verzichtet man schon ganz auf das eigene Büro. Unternehmen in Deutschland beschäftigen sich vermehrt mit der „Zukunft der Arbeit“, das heißt mit Modellen, Strukturen, aber auch Technologien, die den Arbeitsalltag der Menschen in Zukunft prägen werden. Wir haben uns für Sie umgesehen.

Viel Spaß beim Lesen!

Per Gesetz: Recht auf Homeoffice

Wenn es nach Staatssekretär Björn Böhning aus dem Arbeitsministerium geht, soll noch in diesem Jahr ein Gesetz beschlossen werden, das Arbeitnehmern zeitweise das Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen soll – natürlich nur, wenn das im Hinblick auf den Arbeitsmitteleinsatz außerhalb des Betriebs möglich ist. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat nachgefragt: Rund 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland können sich eine Homeoffice-Tätigkeit vorstellen. Allerdings ist sich die Wissenschaft nicht einig, wie produktiv die Heimarbeit tatsächlich ist, und kommt zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen; befürchtet wird beispielsweise eine Ablenkung durch Haushalts- und Versorgungstätigkeiten. Ob eine Homeoffice-Tätigkeit funktioniert, hängt also von vielen Faktoren ab – und nicht zuletzt von der Persönlichkeit des Mitarbeiters.

New Work, New Work: Arbeitswelt im Wandel

Dass sich die Rahmenbedingungen für Arbeit in Zukunft ändern werden, ist uns allen bewusst. Aber was bedeutet das genau? Das Capital-Magazin hat dazu vier Thesen verfasst:

  • Ob Vier-Tage-Woche, Fünf-Stunden-Tag oder Homeoffice, die Zukunft der Arbeit wird durch flexible Arbeitszeiten und -orte geprägt sein, starre Strukturen werden mehr und mehr verschwinden.
  • Die Führungs- und Hierarchiestrukturen werden sich verändern, da Mitarbeiter mehr Eigenverantwortung übernehmen müssen.
  • Offene Raumkonzepte und eine flexible Raumgestaltung ersetzen zunehmend bisherige Strukturen mit festen Arbeitsplätzen. Coworking Spaces erleichtern Kooperationen auch außerhalb der eigenen Organisation.
  • Denkt man heute an Start-ups, kommen einem schnell die obligatorische Tischtennisplatte oder der Kicker in den Sinn. In Zukunft werden solche und ähnliche „Wohlfühl“-Benefits immer wichtiger, um Mitarbeiter zu locken und zufriedenzustellen.

Freie Platzwahl: Arbeiten ohne festen Schreibtisch

Auch beim Online-Versandhändler Otto schaut man in die Zukunft und beschäftigt sich mit der Arbeitswelt von morgen: Die neue Unternehmenszentrale, die bis 2022 in Hamburg fertiggestellt werden soll, wird etwa 1.800 Mitarbeitern Raum bieten – allerdings ohne feste Schreibtische. Das gilt auch für die Topmanager. Auch sie erhalten keine eigenen Büros mehr, sondern müssen jedes Mal einen neuen Platz suchen, wie alle anderen auch. „Es wird keine eigenen Räume für den Vorstand geben“, erklärt Marc Opelt, der Vorsitzende des Bereichsvorstands von Otto. Damit will der Vorstand die Akzeptanz für die neue Arbeitsumgebung erhöhen.

Das Jaumo-Modell: Liebe ohne Büro

Aber was macht ein Unternehmen, wenn die 24 Mitarbeiter in 14 verschiedenen Ländern sitzen? Man geht noch konsequenter vor als bei Otto: Es gibt erst gar kein Büro. So funktioniert jedenfalls das Team bei der Dating-Plattform Jaumo. Dank flexibler Arbeitszeiten und -orte „arbeitet jeder in Ruhe, konzentriert und effektiv“, so Jens Kammerer, Mitgründer von Jaumo. Zur Organisation nutzt man Tools wie Slack etc., außerdem gibt es immer wieder Video-Konferenzen, um Dinge abzustimmen, aber auch, um Privates auszutauschen und so ein gutes Teamgefühl zu entwickeln. Natürlich birgt auch dieses Modell Herausforderungen und Hürden, wie beispielsweise unterschiedliche Zeitzonen, aber der Erfolg gibt Jaumo recht: Mit einem durchschnittlichen Nutzerzuwachs von 25 Prozent im Jahr hat man mittlerweile weltweit 40 Millionen Mitglieder – und erwirtschaftete damit 2017 einen Überschuss von über 900.000 Euro.

Digitaler Werkzeugkasten: Arbeiten mit neuen Technologien

Dank zahlreicher digitaler Innovationen wird sich auch die sogenannte Employee Experience stark verändern. Das CIO-Magazin hat sich dazu mit dem „The Future of Enterprise Computing“-Papier der Forrester-Analysten beschäftigt und in fünf Empfehlungen heruntergebrochen:

  • Ähnlich wie die Ausgestaltung einer User Journey kann eine Employee Journey helfen, die Bedürfnisse von Mitarbeitern im Arbeitstag zu erkennen, und sie dabei nutzerfreundlich mit innovativer Technologie unterstützen.
  • Als Beispiel nennt das Forrester-Papier die „Alexa for Business“-Technologie, die es erlaubt, mit kurzen Befehlen Vorgänge anzustoßen, die sonst viele kleine Schritte erfordern, beispielsweise das Set-up eines Konferenzraums oder Ähnliches.
  • Durch den Einsatz von Augmented Reality (AR) wird sich die Raumgestaltung beziehungsweise -nutzung in Zukunft verändern. Und auch das Zusammenspiel von Möbeln und Technologie wird ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
  • Forrester empfiehlt, Arbeitsplätze in Zukunft als eigene Business Cases, also Geschäftsszenarien, zu sehen und diese auf Rentabilität und Investitionsmöglichkeiten zu prüfen: Welche Technologien sind wirklich notwendig und welche Vorteile bieten sie?
  • Zeitgemäße (lies: topmoderne) Arbeitsgeräte werden in Zukunft immer wichtiger, um eine reibungslose Anwendung innovativer Technologien zu gewährleisten. Modelle wie PC as a Service, also die Kombination von Hard- und Software sowie Service und Finanzierung, sind eine denkbare Lösung.

Digitale Autobahn: der Verkehr von morgen

Ein weiterer Aspekt unserer zukünftigen Arbeitswelt: die Mobilität. W&V hat sich die jüngst erschienene Studie „The Future of Transportation: Mobility in the Age of the Megacity“ angeschaut, die der Zahlungsdienstleister Visa gemeinsam mit der Stanford University erstellt hat. Über 19.000 Pendler aus 19 Ländern wurden dazu befragt. Laut Zahlen der Vereinten Nationen werden bis 2050 fast 70 Prozent der Weltbevölkerung in urbanen Ballungsräumen, sogenannten Megacitys, leben. Eine riesige Herausforderung also, um in Zukunft die notwendige Mobilität zu ermöglichen – auch auf dem Weg zur Arbeit. Die Studie bietet einige Lösungsansätze: „Always on“-Vernetzung, um auch in öffentlichen Verkehrsmitteln immer und überall erreichbar zu sein, eine strategische Kooperation zwischen Städten, um mithilfe von Big-Data-Analysen übergreifende Konzepte zu entwickeln. Und natürlich ein einfaches Ticketing beziehungsweise „nahtloses Bezahlerlebnis“, was dem Auftraggeber der Studie besonders wichtig ist.

„New Work bedeutet die Entwicklung individueller Angebote“

Sabine Rake, Personalleiterin OSK

Die Individualisierung der Arbeit ist überall deutlich sicht- und spürbar. Aber, so unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind die idealen Arbeitsbedingungen. Nicht für jeden ist Homeoffice der Königsweg. New Work bedeutet Diversität und die Entwicklung individueller Angebote. Besonders für die Führungskräfte steigen die Anforderungen. New Work erfordert viel Dialog, Transparenz, Vertrauen und die Fähigkeit, Kontrolle abzugeben. Arbeiten in Agenturen bedeutet schon heute, für verschiedene Kunden und wechselnde Projekte mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen tätig zu sein – das macht es zusätzlich herausfordernd. HR muss diese oft massiven Veränderungen intensiv begleiten, kommunizieren und den Führungskräften die richtigen Werkzeuge an die Hand geben (Kollaborationsplattformen zum Beispiel).

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Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.