Das Foto-Netzwerk Instagram hat kürzlich bekannt gegeben, monatlich 300 Mio. aktive User zu haben. Allein 100 Mio. Nutzer konnte Instagram innerhalb der letzten neun Monate hinzugewinnen. Rund 70 Millionen Fotos werden mittlerweile jeden Tag von der Community hochgeladen. Die Plattform boomt und profitiert dabei auch vom fortlaufenden Trend hin zu mehr (Bewegt-)Bildinhalten im Internet. Unternehmen nutzen Instagram mittlerweile ebenfalls immer häufiger für ihre Zwecke – und arbeiten dabei gerne mit prominenten Instagrammern zusammen.

Auch in Deutschland nutzen viele Kreative das Foto-Netzwerk als Plattform zur Darstellung ihrer Arbeit – so wie Nina Hüpen-Bestendonk, im Netz sowie bei Instagram besser bekannt als Smaracuja. Die studierte Grafikdesignerin und Fotografin betreibt einen eigenen Reiseblog und wohnt in Berlin, das als Epizentrum der Instagram-Szene in Deutschland gilt. Nina nutzt Instagram sehr aktiv für ihre Arbeit und hat dort mittlerweile über 13.000 Follower. Wir haben mit ihr über das Arbeiten als Reisebloggerin und die Bedeutung von Instagram für ihre Arbeit gesprochen. Außerdem haben wir sie nach Tipps zur Bildbearbeitung und für das Community Management befragt und wollten von ihr wissen, was die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus ihrer Sicht interessant macht.

Nina 1Die Grafikdesignerin und Fotografin Nina Hüpen-Bestendonk alias Smaracuja startete ihren Reiseblog während des Studiums.

OSK: Nina, wie kamst du eigentlich auf die Idee, einen eigenen Reiseblog zu starten?

Ich habe Grafikdesign studiert und bin während meines Studiums an einen internationalen Reiseblog geraten. Dort habe ich angefangen zu schreiben. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass ich meine eigenen Fotos und Geschichten dort nicht alle unterbringen kann und habe dann einen eigenen Reiseblog aufgebaut. Das Ganze hat sich verselbstständigt, ich hatte relativ schnell viele Leser. So ist Smaracuja zu meinem Hauptblog geworden.

Du hast also zunächst deinen bestehenden Content-Fundus für deinen Blog aufbereitet?

Genau! Ich war sowieso immer auf Reisen, also konnte ich Smaracuja direkt mit Inhalten füttern. Wobei der Blog nie als reiner Reiseblog geplant war. Ich habe über Alltägliches, über Bücher und Illustrationen geschrieben. Das mache ich auch heute noch, nur nicht mehr so häufig wie früher. Jetzt ist der Reisefokus einfach stärker.

Wie würdest du deinen Blog Smaracuja.de beschreiben?

Mein Blog zeichnet sich dadurch aus, dass ich Grafikdesign und Fotografie studiert habe. Es gibt einen ganz klaren Fokus auf das Visuelle – sei es durch Illustrationen, Fotos oder Videos. Und es geht bei mir immer um persönliche Geschichten, Erlebnisse und Gedanken. Weniger darum, wo man das beste Eis essen kann oder in welchem Hotel man am besten übernachtet. Mir geht es darum, die Leute zu inspirieren, mehr zu reisen oder ein Land, das mir ans Herz gewachsen ist, kennenzulernen.

Was ist für dich das Besondere an Instagram?

An Instagram hat mir immer gefallen, dass es nur um die Fotos geht. Und gerade im Reisebereich kann man die Plattform super benutzen, um eine Destination zu zeigen und um einzufangen, wo man gerade ist und was man macht. Ich versuche dabei meinen eigenen Stil einzuhalten und poste nicht alles, was mir vor die Linse kommt. Es muss schon alles zusammen passen. Toll ist auch, dass man sich auf Instagram inspirieren lassen kann. Ich folge Nutzern, die viel reisen und bekomme so neue Ideen. Die Fotos sind häufig mit Locations getaggt und wenn ich eine Reise plane, recherchiere ich so Sehenswürdigkeiten. Ich nutze Instagram also quasi als Reiseführer: Wo sind tolle Cafés? Wo gibt es tolle Street Art? Welche Instagrammer gibt es vor Ort?

smaracuja-equipmentDie Grundausstattung der Reisebloggerin: Smartphone, Tablet und Laptop, diverse Adapter und Ladekabel sowie eine kleine Actioncam.

Du besitzt sehr viele Kameras – fast mehr als Schuhe, wie du selber sagst. Wie entscheidest du, welche Kameras du auf eine Reise mitnimmst? Hast du eine feste Zahl oder eine Lieblingskamera, die immer dabei ist?

Ich habe wirklich sehr viele Kameras, aber das meiste davon sind eher Spielereien – zum Beispiel analoge Kameras, Plastikkameras oder eine alte Canon AE-1. Die fotografieren alle auf Film und auf Reisen kann man das schlecht für den Blog verwenden. Manchmal, wenn ich weiß, ich muss auf einer Reise keine Videos machen, nehme ich aber eine von diesen alten Plastikkameras mit, weil sie wirklich schöne Ergebnisse bringen – auf die man aber leider ewig warten muss. Deswegen habe ich meistens nur meine digitale Spiegelreflexkamera dabei, eine Canon, und dazu zwei oder drei Objektive. Für schöne Action Shots nehme ich gerne eine GoPro. Und: mein iPhone zählt definitiv auch als Kamera!

Welche sind denn deine liebsten iPhone-Apps? Kannst du uns eine Top 3 verraten? Welche Programme und Apps nutzt du am häufigsten zur Bildbearbeitung?

Ich benutze nur eine einzige App zur Bildbearbeitung, die heißt „Afterlight“. Da habe ich mir selber Filter eingestellt. Das Schöne daran ist, dass man die Intensität der Filter bestimmen und seine Bilder dadurch sehr individuell bearbeitet kann. Ich habe meinen eigenen Stil auf Instagram entwickelt und dabei ist die App eine super Unterstützung. „Over“ ist auch eine schöne App, mit der man Schrift auf seine Fotos legen kann. Ich nutze sie manchmal, wenn ich Postkarten von meinem iPhone verschicke. Dann gibt es noch „Skwrt“. Die App ist im Prinzip dafür da, die Perspektive gerade zu ziehen, wenn man sie mal nicht so gut hinbekommen hat. Skwrt nutze ich aber selten. Ich bin vielmehr ein großer Verfechter davon, Fotos direkt so zu schießen, wie man sie haben will. Wenn man sich beim Fotografieren konzentriert, braucht man nicht viele Apps. Da kommt dann der „Nerd“ in mir hoch, der Fotografie studiert hat.

Du hast mittlerweile bei Facebook und Twitter schon über 2.000 Fans und Follower und auf Instagram über 13.000. Hast du ein paar Ratschläge oder Tipps, worauf man achten sollte, wenn man eine Community aufbauen will?

Das A und O sind Kontinuität und Interaktion. Ich frage meine Leser häufig um Rat. Wenn ich irgendwo hinfahre, bekomme ich so zum Beispiel raus, wo man am besten Kaffee trinken gehen kann. Es ist wichtig, die Leser immer miteinzubeziehen. Und bei Instagram darf nicht alles nach Kraut und Rüben aussehen. Eine einheitliche Linie im Account ist wichtig. Auch hier ist die Community ganz stark an der Interaktion miteinander interessiert. Ich war auf einem großen europäischen Instagram-Treffen in Berlin und habe dabei festgestellt, dass ich selbst noch nicht aktiv genug bin. Die Nutzer kommentieren untereinander wirklich jedes Foto und jeder reagiert wiederum auf den Kommentar, den er bekommt. Es ist viel Arbeit und man muss dranbleiben, um die Community zu vergrößern und um zu erreichen, dass die Leute einen weiterempfehlen. Apropos dranbleiben: Ich sehe immer wieder, dass Leute Blogs starten oder Social Media-Kanäle nutzen und schnell aufgeben, weil sie nicht sofort tausende Fans und Follower haben. Dabei ist das ganz normal! Ich habe drei Jahre gebraucht, bis ich über 1.000 Follower bei Instagram hatte. Heutzutage ist es nicht mehr so einfach, einen Account zu erstellen und zwei Wochen später groß zu sein.

Lass uns mal auf das Thema Unternehmen und Blogger Relations eingehen. Immer mehr Unternehmen greifen in der Öffentlichkeitsarbeit auf Blogger zurück und ihr bekommt dadurch eine immer größere Bedeutung – oder Macht, wenn man so will. Was macht es für dich interessant, mit Unternehmen zusammenzuarbeiten?

Für mich ergibt sich dadurch die Möglichkeit, viel zu reisen und meinen Blog weiter mit Inhalten zu füllen. Und es ist meine Haupteinnahmequelle. Ich erstelle Blogposts und Videos für Unternehmen oder übernehme deren Instagram-Accounts. Das findet aber meistens auf den Kanälen der Unternehmen statt, nicht auf meinen eigenen. Die Zusammenarbeit kann für alle Seiten schön und sinnvoll sein. Man muss als Influencer nur darauf achten, dass man seine Stimme nicht verliert und objektiv bleibt. Selbst wenn man von einem Unternehmen eingeladen wurde, muss man sagen, wenn etwas nicht so gut ist und Kritik auch äußern. Dafür haben wir vor einiger Zeit einen Reiseblogger-Kodex aufgestellt und daran halten wir uns. Viele Unternehmen sehen inzwischen auch ein, dass man nicht zwangsläufig positiv über ein Produkt berichtet. Es ist immer schön, wenn Unternehmen sich ein bisschen informieren, bevor sie mit uns in Kontakt treten. Worum geht es in dem jeweiligen Blog? Was ist der Schwerpunkt? Passt der Blogger überhaupt zu meinem Produkt? Das ist wirklich wichtig, denn jeder Blogger ist ganz individuell. Für die meisten Unternehmen ist das alles immer noch neu, aber die Entwicklung ist momentan sehr positiv.

Instagram ist von Unternehmen erst vor kurzem für eigene Kampagnen entdeckt worden. Gibt es eine Idee oder eine Kampagne, die dir besonders aufgefallen ist?

Es gibt viele tolle Kampagnen. Was ich schön finde, ist der Account von „Südafrika erleben“. Er ist aus einer Hand gestaltet und hat einen eigenen Stil. Darauf sollten Unternehmen achten und im Vorfeld in einem Styleguide festlegen, wie die Bilder aussehen müssen und was sie zeigen. Ein anderes schönes Beispiel ist Generator Hostels. Die haben jemanden beauftragt, ihren Account zu übernehmen und gründlich aufzuräumen. Wenn man auf der Seite weiter runterscrollt, dann kann man genau sehen, wo der Umbruch stattgefunden hat und wie schön der Account aufgearbeitet wurde. Es gibt sogar ein Instagram Hotel in Australien. Bei mehr als 10.000 Followern kann man dort eine Nacht umsonst verbringen. Die haben einen Selfie-Room und bieten Instawalks an.

Wie lief das Jahr 2014 für dich rückblickend und welche Pläne hast du für 2015?

Das Jahr 2014 war für mich ausgesprochen spannend. Ich habe es mit einer großen Australienreise eingeläutet, mich wieder auf Ski getraut, in Portugal Surfen gelernt und bin sogar in Neuseeland aus einem Flugzeug gesprungen. Es gab viele spannende Kooperationspartner und ich habe tolle Menschen getroffen. Für 2015 plane ich natürlich schon ein paar weitere Projekte und freue mich auf neue, interessante Aufgaben. Mein Vorsatz: ein bisschen weniger und dafür wieder bewusster zu reisen. Aber natürlich geht es bald schon wieder los und ich stecke bereits in den Vorbereitungen für die nächsten Trips…

Vielen Dank für das Interview!

Nina 2“Mein Blog hat einen ganz klaren Fokus auf das Visuelle – sei es durch Illustrationen, Fotos oder Videos. Und es geht bei mir immer um persönliche Geschichten, Erlebnisse und Gedanken.”

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// Über “Blogbuster”

Die Vielfalt der Blogosphäre macht richtig Spaß, die Qualität vieler Blogs begeistert uns. Einmal im Monat stellen wir in “Blogbuster” einen Blog vor, das uns besonders gefällt, aus der Menge der zahlreichen coolen Webpräsenzen heraussticht oder uns bei unserer Arbeit als Agentur begegnet. Und, wann immer möglich, sprechen wir auch mit dem Kopf oder den Köpfen dahinter.

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Über den Autor

Daniel Weissleder arbeitet als Project Manager Online/Social Media in der Kundenberatung der Agentur. Er berät und betreut Unternehmen an der Schnittstelle von Journalismus, Public Relations und digitaler Kommunikation. Daniel liebt elektronische Musik, begeistert sich für Borussia Dortmund und den Motorsport – am liebsten ist er live im Stadion dabei oder steht an der Rennstrecke. Für das OSK Blog steht er im ständigen Dialog mit Branchenkollegen und Meinungsmachern und berichtet über neue Entwicklungen in der Netzwirtschaft sowie besondere Phänomene in der Online-Welt.

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