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Liebe Leserinnen und Leser,

brauchen Medien überhaupt noch eine Website, wenn es doch soziale Netzwerke gibt? Diese Frage ist gar nicht abwegig in Anbetracht dessen, dass Plattformen wie Facebook die Anlaufstelle Nummer eins für Leser sind. Die Mehrheit der Nutzer geht mobil ins Netz und nutzt nur wenige Apps, wovon Facebook eine der wichtigsten ist. Mit Instant Articles bekommen einige Verlage – und dank eines WordPress-Plug-ins bald alle Publisher – die Möglichkeit, Inhalte vollständig und schneller dort zu streuen, wo sich die Nutzer sowieso aufhalten.

Emily Bell nimmt diese zunehmende Macht von Facebook in der lesenswerten Analyse „Facebook is eating the world“ kritisch auseinander und beschreibt die Auswirkungen auf die Informationsfreiheit und Geschäftsmodelle von Medien. Was für Facebook eine grandiose Entwicklung ist, könnte der Medienbranche nämlich noch große Probleme bereiten.

Auch in unserem aktuellen Newsletter beschäftigen wir uns mit neuen Netzwerken und Plattformen, die unser Medienverhalten und unsere Kommunikation verändern. Dabei werfen wir einen Blick darauf, wie Unternehmen diese Netzwerke für ihre Kommunikationsziele nutzen können.

Mic – „Die New York Times der Millennials“

Mitte 20, hoch gebildet und gut verdienend. Das klingt nach einer attraktiven, aber schwierig zu erreichenden Zielgruppe. Das US-Portal Mic hat es aber auf genau diese Zielgruppe abgesehen – mit Erfolg. Der 28-jährige Mitgründer Chris Altchek hat es geschafft, mit Mic jeden Monat Millionen junger Menschen mit Nachrichten zu versorgen, die sie im TV oder gedruckt sonst nicht konsumieren würden. Das begeistert sogar Axel Springer, inzwischen einer der Investoren. Mic schafft das, wovon viele andere Medien nur träumen. Die Strategie: Social, Mobile und Video. Einerseits sind soziale Netzwerke der beste Traffic-Lieferant, andererseits stellt Mic 90 Prozent aller Artikel als Instant Article auf Facebook – Hauptsache, mobiloptimiert. Neben den typischen 30-Sekunden-Spots produziert das Portal auch Videos mit einer Länge von 7 bis 15 Minuten. Inhaltlich funktioniert es vor allem deshalb so gut, weil Mic die Nachrichten und Geschichten aus der Perspektive der Zielgruppe erzählt. Die Strategie von Mic geht auf, wie Holger Schmidt auf Netzökonom beschreibt.

Das Modell von Mic zeigt, dass sich die junge Generation sehr wohl für Nachrichten und das Weltgeschehen interessiert. Die klassischen Medien erreichen die Millennials nur nicht mehr. Dann heißt es gerne: „Junge Menschen lockt man mit Nachrichten nicht hinterm Herd hervor.“ Mic beweist das Gegenteil.

Zehn Snapchatter, von denen man etwas lernen kann

Die einen wollen mit Snapchat nichts zu tun haben, weil sie es nicht verstehen, die anderen tasten sich heran und wollen die Faszination dafür ergründen. Wer zur letzteren Gruppe gehört, der sollte sich mal die Liste mit folgenswerten Snapchat-Nutzern von Franziska Bluhm, Leiterin Digitale Vernetzung bei der Verlagsgruppe Handelsblatt, anschauen. Sie will betont aus der Medien-Filterblase rausblicken, was ihr zumindest zu einem Teil gelingt. Neben den Medienmachern Eva Schulz, Richard Gutjahr, Jannis Kucharz, Daniel Bröckerhoff und der Social-Media-Redaktion der „Bild“ – speziell Manuel Lorenz –, die Snapchat zur Selbstvermarktung nutzen und neue journalistische Formate ausprobieren, empfiehlt Franziska Bluhm in erster Linie, die junge Generation ins Visier zu nehmen, zu beobachten und zu lernen.

Unternehmen, für die Snapchat tatsächlich ein sinnvoller Kommunikationskanal ist, können sich von „den Großen“ natürlich Anregungen holen. Sich inspirieren zu lassen, ist nie verkehrt. Von einem Eins-zu-eins-Kopieren sollte aber jeder die Finger lassen. Was für den einen funktioniert, ist für den anderen vielleicht genau der falsche Weg. Daher ist es besonders zum Start eines Marken-Accounts bei Snapchat wichtig, genau zu prüfen, was funktioniert und was nicht.

Influencer-Marketing: Unternehmen sollten auf Charaktere setzen

Immer mehr Marken begeben sich auf die Suche nach sogenannten Influencern, also Persönlichkeiten, die in ihrem Gebiet einen gewissen Einfluss haben, um das Image der Marke aufzupolieren und Aufmerksamkeit zu erzeugen. Der YouTuber Alexander Böhm aka AlexiBexi ist solch ein Influencer, der seit einigen Jahren bei Saturn im YouTube-Format „Techlab“ beziehungsweise heute „Turn On“ aktiv ist. Im Interview mit „Horizont“ spricht er darüber, wie gutes Influencer-Marketing für ihn aussieht. Eine zentrale Aussage von ihm ist, dass Unternehmen unbedingt Charakter an Bord holen und nicht bloß Reichweite kaufen sollten. Das könne nämlich nach hinten losgehen und ließe die Marke wenig authentisch wirken. Was ihm als Influencer bei einer Kooperation wichtig ist, das macht Böhm sehr deutlich: Er möchte nicht in ein Korsett gesteckt werden, sondern Freiheiten besitzen. Das dürfte auch dem Unternehmen zugutekommen.

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Die Übersicht behalten: Mit OSK Weekly präsentieren wir einmal wöchentlich einen kompakten Überblick zu aktuellen Entwicklungen aus der Welt der Kommunikations- und Digitalbranche – mit spannenden, bemerkenswerten und wie wir finden teilenswerten Nachrichten aus den Bereichen PR, Marketing, Social Media & Co.

 

Über den Autor

Carsten Christian ist studierter Journalist und Kommunikationswissenschaftler, seinen Master-Abschluss hat er an der Uni Hamburg gemacht. Bevor er zur Agentur kam, war der Digital Native mehr als zwei Jahre für die Online- und Print-Ausgabe der Ruhr Nachrichten im Einsatz. Bei OSK arbeitet er als Team Lead Digital Content, auf dem Agentur-Blog schreibt Carsten über den Medienwandel und Trends im Bereich Digital-Kommunikation. Privat verfolgt er Neuigkeiten in der Videospiel- und Gaming-Szene und greift auch selbst zu Maus und Gamepad.

Dieser Artikel wurde vor mehr als einem Jahr veröffentlicht. Sein Inhalt ist möglicherweise nicht mehr aktuell.