Seit etwa drei Jahren hat sich TechHive.de in der deutschsprachigen Technologie- und IT-Szene als fachkompetente und meinungsbildende Plattform einen Namen gemacht. Das Blog, das anfangs als “TechFokus” online ging, wurde schon kurz nach seinem Start von einem großen Medienkonzern übernommen. Julian Frigger ist Mitbegründer und Kopf des Technik-Blogs. Der 22-jährige Student (Online-Medienmanagement, wie passend) bloggt aus Leidenschaft und findet: “Wer beim Bloggen auf die Zeit schaut, macht etwas falsch.” Diese Einstellung lebt der Stuttgarter gemeinsam mit seinem Blog-Team zwischen der täglichen Pflege der Website mit Newsmeldungen und ausführlichen multimedialen Testberichten auch aus. Julian hat uns verraten, wie er Studium, Blog und Freizeit unter einen Hut bekommt, warum Google ihm mehr Leser bringt als Facebook und wie er die Erfolgsgeschichte von TechHive in Zukunft fortschreiben will.

Julian, du betreibst mit TechHive.de einen fast schon klassischen Technik-Blog – sicherlich nicht von ungefähr. Wie bist du zum Bloggen gekommen?

Julian Frigger: Technik faszinierte mich schon immer. Bereits mit 10 Jahren habe ich an PCs geschraubt, Webseiten programmiert und anderen Menschen bei “Problemchen” mit ihren Computern geholfen. Mit dem Boom der Smartphones rückte mein Fokus dann eher auf die mobile Welt. 2007 habe ich mir dann einen damals sehr genialen MDA Pro gekauft und viel experimentiert. Dabei hat sich der Drang entwickelt, “anderen da draußen” mitzuteilen, was man mit den Geräten so alles anstellen kann. Die Konsequenz daraus war mein erster Blog unter julianfrigger.de.

jfrigger_portrait Julian ist nur einer von mittlerweile vier bloggenden Köpfen hinter TechHive

War das schon der erste Schritt Richtung Technick-Bloggerei?

Ja, aber in einer sehr engen Nische. Ich habe so schon viele Erfahrungen sammeln, mein Netzwerk auf- und ausbauen und Kontakte knüpfen können. Als Palm dann im Jahr 2009 das webOS-Betriebssystem präsentierte, war ich davon sofort begeistert und habe den webOS-Blog an den Start gebracht. Das Interesse der Nutzer war enorm. Damit hatte ich dann auch den ersten, größten und bis heute leider einzigen noch bestehenden Blog speziell zu diesem Randthema. Irgendwann ging es dann mit webOS nicht mehr weiter – es war an der Zeit für etwas Neues. Mit Balazs Gal habe ich dann Ende 2011 “TechFokus” online gestellt. Unsere Idee: Einfache, verständliche Infos aus der Tech-Welt liefern und dabei vorerst auf Werbung verzichten. Finanziert haben wir alles aus eigener Tasche. Zwar gab es schon damals einige Einladungen zu Präsentationen und Events, aber Geld war damals nicht damit zu verdienen.

Wie viel Zeit nimmt denn der Blog heute in Anspruch? Die Tech-Welt ist schließlich ständig im Wandel, täglich gibt es Neuigkeiten zu vermelden. Wie bewältigt ihr das?

Wenn man beim Bloggen auf die Zeit schaut, macht man etwas falsch. Bloggen sehe ich eher als eine Leidenschaft. Ich will meine Leser informieren, coole Artikel veröffentlichen und in irgendeiner Form unterhalten. Oft nutze ich die Zeit spät am Abend oder in der Nacht, um Artikel für den nächsten Tag vorzubereiten und den einen oder anderen Testbericht zu schreiben. Dann werde ich nicht von E-Mails gestört und habe die nötige Ruhe. Tagsüber bin ich dann abhängig vom aktuellen Vorlesungsplan an der Uni – aber auch dort nutze ich jede freie Minute, um das eine oder andere Thema zu recherchieren. Fernsehen schaue ich beispielsweise so gut wie nie. Serien nur mit der Freundin oder wenn es darum geht, Zeit am Flughafen, im Flugzeug oder in der Bahn zu überbrücken. Stattdessen genieße ich die wirklich “freie” Zeit am Abend oder am Wochenende ausgiebig mit meinen Freunden.

Im Prinzip aber doch ein 24/7-Job, oder?

Absolut. Heutzutage ist es kaum mehr möglich, komplett abzuschalten. Eigentlich sind wir rund um die Uhr im Einsatz. Vor einigen Jahren war ich auf einer Skihütte noch für eine komplette Woche off – das habe ich echt sehr genossen und die gewohnte, permanente Erreichbarkeit überhaupt nicht vermisst. Das funktioniert heute nicht mehr. Wenn ich nur einen Tag offline bin, kann es sein, dass ich etwas Wichtiges verpasse, TechHive lebt natürlich von der ständigen Aktualität. Deshalb versuche ich mittlerweile auch im Urlaub zumindest einmal am Tag zu checken “was abgeht”. Arbeiten ist dann aber trotzdem tabu. Obwohl man als Blogger natürlich niemals “offiziell” Urlaub hat, verstehen das die Kollegen, und nehmen Rücksicht.

Wie teilt ihr euch ein?

Bei größeren Messen wie der IFA, CES oder MWC sind wir mindestens zu zweit vor Ort. Zwischen solchen Messen gibt es dann noch einige Events der Hersteller, auf denen neue Produkte präsentiert werden. Diese Veranstaltungen laufen häufig über mehrere Tage. Das Reisen in unserem Terminkalender unterzukriegen, ist dabei oft eine Herausforderung. Wir können daher nicht alle Einladungen wahrnehmen. Auch so kommen wir schon auf etwa 30 Messetage pro Jahr, zu denen sich im Monat weitere drei bis vier Tage für spezielle Events dazugesellen. Vieles erledigt mein Kollege und Freund Balazs für mich. Der ist fast jede Woche irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs.

techhive_screen Immer up to date: Jüngst konnten Julian und seine Kollegen auf den 10.000 Artikel in ihrem Blog anstoßen

Euer Blog wurde vom Medienhaus IDG Communications Media AG übernommen. Wie kam es dazu? Wie sind die Verantwortlichen der IDG auf euch und euren Blog aufmerksam geworden?

Naja, irgendwann hatten wir eine Mail von IDG im Posteingang. Die Verantwortlichen waren auf der Suche nach einem noch jungen Blog und sind dann wohl irgendwie auf TechFokus gestoßen. Wir waren damals tatsächlich noch recht unbekannt und haben auch keine Einnahmen generiert. Auf klassische Banner-Werbung hatten wir bewusst verzichtet. Nach mehreren Monaten mit Vertragsgesprächen, Verhandlungen und Meetings unterschrieben wir. Der Umbenennung von TechFokus in TechHive standen wir anfangs noch skeptisch gegenüber. Im Nachhinein bin ich aber froh über den neuen Namen. Die internationale Variante von TechHive war schon einige Zeit am Start und man wollte die Synergieeffekte zwischen den USA und Deutschland nutzen. Auf internationalen Messen werden wir daher besser erkannt und wahrgenommen.

Inhaltich sind wir trotz der Übernahme komplett eigenständig. Vorgaben gibt es seitens IDG so gut wie keine. In einem Punkt haben wir die Ausrichtung aber geändert und unser News-Geschäft um längere Beiträge und Fachartikel ergänzt. Dieses Konzept soll helfen, neue Besucher zu locken und an uns zu binden. Ob wir Events und Präsentationen besuchen, ist weiterhin unsere Entscheidung. Vorgaben gibt es dabei keine.

Inwiefern seid ihr nach der Übernahme eines so großen Medienhauses noch “Blogger” – ist es tatsächlich schon ein Job? Könnt ihr von TechHive leben?

Da ich noch studiere und mehr oder weniger “nur” nebenbei Blogger bin, ist der Punkt für mich noch nicht so wichtig. Aber ja, schon jetzt kann ich davon leben, und es ist eigentlich kein Hobby mehr.

Die Vergütung seitens IDG besteht dabei aus einer vertraglich festgelegten monatlichen Summe und einer zusätzlichen Win-Win-Vergütung über Werbeeinnahmen. Steigt also unsere Reichweite, steigen dadurch die Werbeeinnahmen und es fällt am Ende des Monats auch mehr für uns ab. Die Vermarktung übernimmt dabei zu 100 Prozent die Sales-Abteilung von IDG. Der Vertrag läuft 30 Monate, aber es ist bereits festgelegt, dass wir alle gemeinsam einige Monate vor Vertragsende Bilanz ziehen und dann das weitere Vorgehen besprechen. Das wird im Herbst dieses Jahres soweit sein. Auch am Ende steht noch eine Vergütung aus. Die Höhe des Betrags richtet sich dann nach der Reichweite von TechHive und hängt davon ab, ob wir die vertraglich vereinbarten Ziele erreicht haben werden.

Um es also deutlich zu sagen: Ohne den Deal mit IDG wäre es bestimmt nicht möglich, so viel Zeit in das Bloggen zu investieren und die Geschäftsreisen und Messebesuche zu finanzieren. Das können nur sehr wenige Blogger.

TechHive lebt von News-Meldungen und Live-Berichterstattung und wirkt daher sehr lebendig. Wie viele Besucher gehören zur Stammleserschaft?

Das ist mal so und mal so. Wie bei den meisten Webseiten kommen auch bei uns die Besucher hauptsächlich über Google. Facebook bringt so gut wie nichts mehr, Twitter auch nur sehr wenig. Für unsere wirklichen Stammleser haben wir deshalb auch vor ein paar Monaten einen Newsletter an den Start gebracht. Gerade in Zeiten, in denen Facebook den News-Stream von selbst filtert, ist es für Stammleser anders kaum möglich, auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Obwohl ich es am Anfang nicht glauben konnte – der Newsletter kam enorm gut an und wird regelmäßig gelesen.

Die Besucherzahlen haben sich seit Vertragsabschluss vervielfacht. Klar, wir werden von IDG auch entsprechend verlinkt und gepusht, aber ich glaube auch, dass wir immer besser geworden sind und mittlerweile sehr gut einschätzen können, was die User lesen wollen. Im April 2014 überschreiten wir wohl erstmalig 350.000 Seitenaufrufe.

Wie sieht aus deiner Sicht eine gute Zusammenarbeit mit der Industrie und deren PR-Abteilungen aus?

Julians Tipps für Unternehmen im Rahmen von Blogger Relations

1. Einladungen zu Events sollten nicht zu früh, vor allem aber nicht zu spät versandt werden. Die Zahl solcher Einladungen nimmt immer mehr zu und der Terminkalender wird damit automatisch voller. Einen Monat im Voraus ermöglicht beiden Seiten eine sinnvolle Planung und ist ein gutes Maß.

2. In der Technik- und IT-Szene ist eine informelle Ansprache üblich, ein “Sie” wirkt bei der lebendigen und jungen Szene eher unangebracht. Das mag allerdings an anderen Stellen unterschiedlich wahrgenommen werden. Hier sollte von Fall zu Fall entschieden werden, im Zweifel ist ein “Sie” immer angebrachter.

3. Schon vor einer Veranstaltung sollte Bloggern ein Ansprechpartner genannt werden, der Anfragen im Zweifelsfall auch an die entsprechend verantwortliche Person weiterleitet.

4. Das Event sollte nicht aus einer frontal gehaltenen Produktpräsentation bestehen, sondern eher einen “lockeren” Workshop-Charakter besitzen. So können sich alle Teilnehmer, sowohl Blogger als auch vom Unternehmen selbst, besser austauschen.

5. Wichtig ist auch, dass Bloggern genügend Zeit sowie Raum und das passende Licht für ausführliche Video- und Bildaufnahmen geboten wird. Multimediale Inhalte sind oft das Herzstück eines Berichts.

Wichtig ist für uns der Eindruck, “gehört” und verstanden zu werden. Wenn wir ein Testgerät anfragen, sollten wir das bekommen. Und wenn wir es statt der üblichen zwei auch mal vier oder gar sechs Wochen brauchen, erklären und begründen wir das auch und hoffen natürlich, dass der Hersteller unserer Argumentation folgt. Immerhin ist ein Blog oft eine One-Man-Show, und für Blogger gibt es noch andere Dinge, beispielsweise einen 40-Stunden-Job. Manche Unternehmen scheinen das nicht zu wissen.

Das merken wir auch daran, dass man uns gelegentlich zur Fertigstellung eines Testberichts drängt. Außerdem gilt: wenn ein Produkt nicht gut ist, dann schreiben wir das auch. Wenn sich daraufhin das Unternehmen über sachlich begründete Kritik beschwert, ist das auch ein No-Go. Dabei gehen wir an jedes Produkt positiv heran und versuchen dem immer etwas Gutes abzugewinnen. In jedem Fall erklären wir sachlich und – wie wir finden – fundiert, was uns daran nicht gefällt. Die meisten Unternehmen können damit gut und professionell umgehen.

Wie sieht es bei Produktpräsentationen aus?

Gerade auf Veranstaltungen ist es wichtig für uns, dass wir die Möglichkeit haben, die Geräte auszuprobieren. Niemand braucht Tech-Bloggern zu erzählen, wie viel Gigabyte Arbeitsspeicher im Gerät stecken, wie viele Megapixel die Kamera besitzt oder wie toll die Gehäuseverarbeitung ist. Das ist oft langweilig und meist sowieso schon vor der Produktvorstellung bekannt. Viele Unternehmen haben da aber ein anderes Bild und denken, sie müssten den “Erklärbär” geben. Am Wichtigsten ist es, uns das Gerät in die Hand zu drücken, die Key-Features zu zeigen und dann einfach “machen zu lassen”.

Ihr seid auch auf YouTube sehr aktiv. Welche Strategie verfolgt ihr mit eurem Kanal?

Neben Messeberichten veröffentlichen die Jungs auf Youtube häufig Tests zu neuen Produkten und Gadgets – dieses Video ist mit ca. 60.000 Aufrufen das aktuell erfolgreichste

YouTube ist für uns definitiv ein wichtiges Thema. Mein Kollege Balazs hat schon einen sehr großen Channel mit zigtausend Videos aufgebaut, und der TechHive-Kanal wird von uns insbesondere während der Messen mit Inhalten gefüllt. Wir werden dabei vor allem auf qualitativ hochwertige Berichte setzen, haben aber gerade auf Messen und bei Neuvorstellungen auch immer den Ansporn, unter den Ersten zu sein. Einige US-Webseiten haben natürlich großartige Videoproduktionen, aber eben auch ein enormes Budget …

Abschließend: Was sind deine “Daily Essentials”, ohne welche du niemals das Haus verlässt?

// FREITAG Tasche

Hier bekommt Julian sein ganzes Equipment, das ihn z.B. auf Messen begleitet, verstaut.

// LG G2

Eigentlich ist Julian recht emotionslos gegenüber Technik und wechselt Smartphones so schnell, wie andere ihre Socken. Das LG G2 begleitet ihn allerdings schon knapp vier Monate.

// Nokia Lumia 1020

Ein zweites Smartphone, bei dem Julian speziell die Kamera und ihre Fotos begeistert.

// Akkupack

Jeder Smartphone-Besitzer kennt das “Akku-Problem”. Julian beugt dem mit einem zusätzlichen Akkupack zum Nachladen vor.

// Macbook

Ein Blogger ohne Notebook? Unvorstellbar!

Was bei mir eigentlich immer dabei sein muss, ist ein Ultrabook, ein Smartphone und ein Akkupack. Aktuell nutze ich ein MacBook Pro Retina mit 13-Zoll-Display, ein LG G2 Smartphone und besagten Akkupack. Außerdem habe ich oft das Nokia Lumia 1020 dabei, da es mich immer wieder fasziniert, welche guten Bilder das Gerät macht. All das packe ich in meine FREITAG Roy Tasche. Die ist stabil, bequem, hält auch ab und zu einen Regen aus und auf Messen bekomme ich hier das ganze Equipment gut verstaut. Einfach die beste Tasche, die ich jemals besessen habe.

Vielen Dank für das Interview, Julian. Und weiterhin viel Erfolg mit TechHive!

// Über “Blogbuster”

Die Vielfalt der Blogosphäre macht richtig Spaß, die Qualität vieler Blogs begeistert uns. Einmal im Monat stellen wir in “Blogbuster” einen Blog vor, das uns besonders gefällt, aus der Menge der zahlreichen coolen Webpräsenzen heraussticht oder uns bei unserer Arbeit als Agentur begegnet. Und, wann immer möglich, sprechen wir auch mit dem Kopf oder den Köpfen dahinter.

Hier gelangt ihr zu den anderen Teilen der Serie #Blogbuster

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